Dienstag, 31. Juli 2018

Ein Geburtstagskind wird 100: Artur Brauner




            Immer gern Charmeur: Artur Brauner hält Inga Grömminger von der BZ  bei einem Besuch in seiner Villa im Arm.                                                          


von Frank Blum


Morgen ist es also so weit, die lebende Filmlegende Artur "Atze" Brauner wird 100 Jahre alt. Zähigkeit hat er ja immer schon bewiesen, diese Eigenschaft ist ohne Zweifel eines seiner Hauptcharakteris- tika bei einem ansonsten höchst differenzierten, um nicht zu sagen widersprüchlichen Persön- lichkeitsbild.
Sein Hauptverdienst besteht sicherlich vor allem darin, mit der CCC-Firmengruppe während der Nachkriegszeit im öffentlichen Bewusstsein einen Kino-Mythos geschaffen zu haben, wie ihn sonst als Institution nur noch die UFA bot, und diese operierte damals längst nicht so glücklich.

Abgesehen von der Autorin des Katalogs zur Brauner-Ausstellung einst in Frankfurt bin ich der Einzige, der sich die Mühe machte, eine Biografie zu Papier zu bringen, und dies übrigens zum großen Teil wörtlich, zu Papier, allein schon um der Gefahr des versehentlichen Löschens am PC zu entgehen, aber auch weil es mir einfach angenehmer ist. Mehrere Jahre lang habe ich daran gearbeitet, nicht als Auftragswerk, sondern aus Bewunderung für die Persönlichkeit Artur Brauner, und er ist ja auch weißgott ein dankbares spannendes Thema; zunächst im Vertrauen auf eine persönliche Begegnung, die er mir versprach, und ich war so naiv dies ernst zu nehmen-

Dann aber mit tagelangen Studien im Frankfurter Brauner-Archiv, wo sich nahezu die gesamte Geschäftskorrespondenz der CCC-Firmengruppe seit 1946 befindet, und dreimal durfte ich auch die damals noch nicht sanierten, halb verrottet wirkenden Studios in Haselhorst besuchen. Die damals von mir ge- machten Fotos und Filmaufnahmen des Geländes haben also mittlerweile historischen Wert, von den Fotos kam eine Auswahl ins Buch.


Die Brauners  -  ein Clan mit umgekehrtem Düsenantrieb

Übrigens war Frau Dillmann, die Katalogautorin, tatsächlich einmal bei Brauners in der Grunewalder Villa zu Gast, kam aber zu der Feststellung, dass der Erkenntnisgewinn nur gering war, da Brauner sich ihr gegenüber nie wirklich offen gab; ihr Resümee lautete: "Artur Brauner ist nicht zu fassen." Es blieb auch bei ihr, was den privaten Brauner betrifft, nur bei Näherungswerten, so gesehen habe ich also wohl gar nicht viel verpasst.

Obwohl mir Brauners Privatsekretariat schriftlich bestätigte, er wünsche sich die Fertigstellung meines Buches, wurde das Projekt von Alice und Sharon Brauner regelrecht sabotiert. Da hieß es die Nerven behalten, bloß nicht die beleidigte Leberwurst spielen, die Menschen sind halt so wie sie sind und die ganze Familie Brauner zeigt sich halt gerne von der exaltierten Seite, diplomatisch formuliert.

Sie ist, wie die Japaner so schön sagen, eine "Familie mit umgekehrtem Düsenantrieb". Ein Beispiel: vor ungefähr 10 Jahren durfte Alice Brauner die operative Geschäftsführung weitgehend überneh-men, obwohl sie weder von der künstlerischen noch von der geschäftlichen Seite des Filmwesens sonderlich beleckt war, der Hausherr folgte einfach dem dynastischen und nicht dem Kompetenz- prinzip - das muss man sich leisten können, aber er ist ja auch Multimillionär.Was sonst im Detail noch mit "umgekehrtem Düsenantrieb" damit gemeint ist, habe ich bereits im Buch ausführlich geschildert.

Eigentlich sollte spätestens in dieser Woche eine neue überarbeitete Auflage erscheinen, was aufgrund meiner Krankheit nicht zu schaffen war, nun ist Oktober-November vorgesehen, um nicht zuletzt den Karl May- und den Wallace-Fans die Möglichkeit zu geben, sich oder anderen mein Werk zu Weihnachten zu schenken. Es wird mehr als 500 Seiten haben, wieder mit zahlreichen Abbil-dungen und etwas größer als A4 hoch.


Alles Gute zum Wiegenfest, lieber Atze, und bleiben Sie weiterhin so zäh wie immer, dann winken Ihnen noch viele schöne Jahre.

Morgen bin ich übrigens um ca. 17.15 Uhr im Radioprogramm von Radio Bremen zu Gast, um über Brauners Leben und Werk zu erzählen.
















Entwurf zum Umschlag der 1. Auflage, später leicht geändert.












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