Dienstag, 30. Juni 2020

Akasava: very British - Filme mit Yvonne Mitchell


Es geht wieder los. Nachdem in den vergangenen Monaten trotz der Pandemie weder ein Kino-betreiber noch Gastwirte, die aufgeben, gefunden wurde, machen wir nun aus der Not eine Tugend und bieten zum ersten Mal Open Air an, mit beschränkter Teilnehmerzahl und vorheriger Anmeldung. Als entschiedene Gegner des Überwachungsstaates akzeptieren wir auch Bargeld. Los geht´s am Freitag kommender Woche mit einem Double Feature, Wiederholung am Samstag; bei Regen jeweils in einem nahen Ausweichquartier.
Gemäß unserem Ziel, Filme und Persönlichkeiten vorzustellen, die andere Kölner Filmtheater ein- schließlich der sogenannten Arthäuser und Filmclubs nicht bieten, starten wir mit einem Programm zu Ehren der britischen Schauspielerin Yvonne Mitchell.

Sie hatte ein Gesicht wie hundert Engländerinnen auf einmal und sie konnte es sich leisten, denn die Mitchell war eine aparte Schönheit. Nicht nur in Köln, in ganz Deutschland ist sie unbekannt, da sie leider nur wenige Spielfilme drehte und vor allem Theaterschauspielerin war, ihre Fernsehrollen wurden hierzulande nach meiner Kenntnis nicht gesendet; lediglich in den 50er Jahren machte sie einmal Furore, als sie auf der Berlinale den Bären für die beste weibliche Hauptrolle erhielt. Die ge- bürtige Londonerin, die sowohl sensibel-verhalten als auch temperamentvoll aufzutreten wusste, verstarb Ende der 70er Jahre, erst 63 Jahre alt, an Krebs. Akasava lädt nun zu zwei ausgewählten Filmen mit ihr in der Hauptrolle ein.
Alles Nähere in der Rundmail. Wir bitten um Verständnis, wenn wir die Titel hier nicht öffentlich machen, obwohl es sich um nichtkommerzielle Veranstaltungen handelt, und keine Bilder mit der Mitchell zeigen, nachdem in der Vergangenheit Bilder auf dieser Webseite von Google gelöscht wurden, obwohl wir hier nichts verdienen und im Gegenteil noch Geld (für Hefte und Events) mit- bringen müssen; man will sich nicht mehr Ärger und unbezahlte Arbeitszeit als nötig aufbürden.

Lassen wir uns den Spaß nicht verderben; wir sehen uns am 10. bzw. 11. Juli.


Sonntag, 14. Juni 2020

Köln: demnächst zwei Festivals




Als erste große Filmveranstaltungsreihe seit Beginn der Pan-Malaise starten am 9. Juli die Kölner Kino Nächte und werden vier Tage dauern. Vom 1. bis 8. Oktober folgt das Film Festival Cologne, alles natürlich nur, sofern kein neuer Lockdown oder ein ähnliches Desaster eintritt, doch die Kölner sind natürgemäß Optimisten: Et hät noch emmer jot jejange!

Das Wort Festival ist bezüglich der Kinonächte vielleicht etwas zu vornehm, denn es gibt keinen roten Teppich oder dergleichen, dafür hat es andererseits im Laufe der Zeit doch einen gewissen "geer- deten" Charme entwickelt, woran auch wir beteiligt waren, als wir noch Filmclub Akasava hießen und zu den Veranstaltern gehörten (für Erstleser: dies ist der gemeinsame Internetauftritt von Akasava Lichspiele und Film Mäg). In diesem Jahr gibt es Klassiker, Neues, Kurz- und Kinderfilme sowie anreisende Gäste aus der Branche.

Beim FFC mit seinem größeren Budget ist der Festivalbegriff in jedem Sinne berechtigt, allerdings nicht nominell in Bezug auf ein 30jähriges Jubiläum, wie postuliert wird, denn bis vor  kurzem hieß das ganze noch Cologne Conference. In den 90ern gab es schon einmal einen am Kölschen Klüngel gescheiterten Versuch, in der Domstadt ein Filmfestival einzuführen, mittlerweile werden die Finanzen etwas strenger kontrolliert. Wie bei den Kinonächten (ich schreibe es gern in einem Wort, so wie wir es in der Schule gelernt haben) wird auch beim FFC Open Air angeboten,

Wir wünschen beiden Projekten viel Erfolg.





Freitag, 12. Juni 2020

Kein Kredit für Antje Krumm


















Vieles wird nach dem Ende des Pandemie-Horrors oder auch schon vorher nicht mehr so sein wie jetzt. Diese neunmalkluge Prophezeiung hört man in den Medien immer wieder, und es könnte in der Tat stimmen, nur wird sich vermutlich in der Regel wieder einmal das nicht ändern, was geändert gehört und umgekehrt.
Schön wäre es zum Beispiel, wenn die Organisation der Kölner Pressevorführungen bei dieser Gelegenheit endlich von Frau Krumms Mitwirkung befreit würde, das Nähere wurde schon vor einem Jahr an dieser Stelle näher erklärt. Wie kommt sie auf die Idee, Journalisten mit Presseausweis den Zutritt zu verwehren und gleichzeitig den letzten Blogger passieren zu lassen? Das ist arrogant, und unprofessionell, aufgrund dieser Willkür ist es mir seit zwei Jahren nicht möglich, die von ihr vertretenen Filme zu sehen. Dass sie keine besondere Schönheit ist, dafür kann sie nichts, aber sie wäre gut beraten, ihre Komplexe anderswo als bei Pressevorführungen abreagieren, dort hat sie nichts mehr zu suchen.



Autokinos im Dienst des Überwachungsstaates:
neuer Angriff auf unser Bargeld

















Es stimmt gleich doppelt traurig, erstens an sich und zweitens wegen meines traditionellen Schwär-mens für Autokinos an sich. Ist es denn wirklich notwendig, das Publikum zum bargeldlosen Be-zahlen zu zwingen? NEIN, natürlich nicht, schon gar nicht in diesem unserem Land; in Brasilien vielleicht, wo der verdammte Virus (wir haben früher "der" gelernt") weit ärger wütet. Und was machen sie, die blöden Deutschen mit Auto und Lust auf Kino? Niemand beschwert sich, alles wird geschluckt und hingenommen wie üblich hierzulande, wo es noch nie eine wirkliche Revolution gab, weder 1918 noch 1989/90.

Nicht nur sehen sich Rentner und ärmere Bevölkerungsgruppen, die sich gerade noch einen Wagen, aber keinen privaten Internetanschluss leisten können und/oder wegen der eh verfassungsfeindlichen Schufa-Auskunft auch gar keinen erhalten würden, massiv diskriminiert, die Schufa dürfte es in einem wahren Rechtsstaat gar nicht geben. Diskriminiert werden auch alle, die grundsätzlich nur mit Bargeld bezahlen wollen oder können, egal ob Deutscher oder Flüchtling, In- oder Ausländer, Weißer oder Farbiger, den Schaden haben alle. Wie die Autokinos verfahren auch die mir bekannten, inzwischen wieder geöffneten Schwimmbäder.

Schlimmer als SS und Gestapo zusammen

Und das wohl am schwersten wiegende Übel: Der Überwachungsstaat reibt sich dabei natürlich die Hände. Adolf Eichmann und Heydrich würden den Schwimmbad- und Kinobetreibern heute auf die Schultern klopfen und rufen "Alle Achtung, da macht ihr uns noch was vor, tolle Idee! Wir hatten damals auch schon die ersten Elektronengehirne, aber auf so etwas wären wir nicht gekommen!" Die Technik war noch nicht ausgereift.

Bund, Ländern und Gemeinden eröffnen sich völlig neue Datenfelder und-märkte: neben den alten, die den Einkauf im Einzelhandel mit Kreditkarte überwachen, treten seit einigen Wochen Filmkunst und Schwimmspaß hinzu, etwa so: Bürger A. war seit April schon fünfmal in dem und dem Autokino, sah den und den Film, zweimal in Begleitung. Bürger B. besucht dreimal in der Woche das Schwimmbad. Im Internet sieht er gern, wie wir nachweisen können,  Erotikfilme, also versteht der Verdacht, er wolle sich im Schwimmbad vor allem am Anblick von Bikinischönheiten laben etc. etc.

Mit anderen Worten: Wir sind schon längst im Vierten Reich, wir waren es auch schon vor Ausbruch der Pandemie, aber uns Deutschen fällt noch immer etwas Neues ein. Als ob Kartenverkäufer in Kinos und Bädern in Lebensgefahr schweben würden, wenn sie Bargeld anfassen. In den Super-märkten trägt das Personal an der Kasse manchmal Handschuhe, aber auch ohne diese fallen sie nicht reihenweise tot um, ohne die grundsätzliche Gefahr verharmlosen zu wollen; und die Bakterien auf Banknoten und Münzen gab es schon immer.
Die ausführliche Berichterstattung in Fernsehen und Radio über die Taktik der Chinesen, Russen u.a., den Virus zu ihren eigenen Gunsten, etwa ebenfalls beim Ausbau der Überwachung zu nutzen, ist wohl auch deshalb so ausführlich, um vom fehlenden deutschen Datenschutz abzulenken. (fb)

Und noch eine ungute Nachricht......



Schön wär´s gewesen: Keine alten Filme im Fernsehen







Nun ja, hätte ja nicht unbedingt zur allerbesten Sendezeit sein müssen, wie es in meiner Jugend normal war. Einmal kam sogar, man glaubt es kaum mehr, an einem Freitagabend um 20.15 Uhr im 1. oder 2. Programm Fritz Langs Metropolis. Ein Stummfilm! Aber was für einer, selbst in der unvoll-ständigen Fassung. Es war wohl nur Wunschdenken des passionierten Cineasten, der diese Zeit noch erlebt hat.
In den Fernsehanstalten, jedenfalls den öffentlich-rechtlichen, wurden die Spielfilmredaktionen be- reits vor Jahrzehnten abgeschafft. Heutige Programmplaner haben in der Regel keine Ahnung von Filmgeschichte, und wenn doch, so fürchtet man teure Lizenzgebühren, die in Wahrheit gar nicht immer so teuer sein müssen. Also kein Rühmann, Albers, Clark Gable, Jean Gabin, keine Grethe Weiser und keine Marilyn Monroe - oder nur alle Jubeljahre. Stattdessen wird einfach Degeto- und anderer in den letzten Jahren verbrochener Digitalschrott wiederholt, ist ja viel billiger.

Es gibt Ausnahmen, zugegeben. So lief jetzt in der Nacht von Montag auf Dienstag um 0.15 Uhr im 3. Programm des Hessischen Rundfunks Ein Engel für den Teufel, ein italienischer Horrorklassiker von 1966 mit Barbara Steele. Ich bin kein großer Barbara-Fan, deshalb habe ich ihn noch nicht gesehen, aber es soll einer ihrer besten sein, es ist ja zugegeben auch Klasse, dass es eine Gestalt wie die Steele gegeben hat. Bei Horror ist eine späte Sendezeit auch grundsätzlich okay, aber nach Mit-ternacht? Das öffentlich-rechtliche sogenannte Qualitätsfernsehen bringt Qualität mal wieder weit-gehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit; wenngleich viele Menschen nachts arbeiten müssen, haben längst nicht alle beim Arbeiten so viel Zeit für die Mattscheibe wie die Nachtwächter.

















Jedesmal, wenn ich mich mal wieder in so einen blöden Sarg legen musste, sagte ich mir: Das war das letzte Mal, Barbara. (Barbara Steele)






Eine Ausnahme, die die Regel bestätigt. Im deutschen TV muss zwar gespart werden, aber dann bitte doch an der richtigen Stelle.

Jammern ist der Gruß der Beamten

Woran man bedauerlicherweise nicht sparen kann, das sind die Plan- und de facto Beamtenstellen bei ARD und ZDF, da kann man nicht kürzen oder gar kündigen. Eine deutsche Beamtenstelle ist so sicher wie ein atombombensicherer Bunker, und die Damen und Herren Beamten leben lange, bei den gepfefferten Gehältern geht es ihnen ja auch gut. Haben Sie schon mal erlebt, dass bei einem öffentlich-rechtlichen Sender eine Planstelle im bereich Programmgestaltung auch öffentlich ausgeschrieben wurde? Dies hat naturgemäß Seltenheitswert, Jobs bekommt man dort nur als Kabelträger, Statist etc, selbst Praktikanten- und Volontätstellen sind selten ausgeschrieben und über Beziehungen vergeben.
Die Damen und Herren Redakteure (beim WDR vor allem Damen, daher die Erklärung für das Kürzel, "Wo Dildos rotieren") hocken in den Funkhäusern auf ihren bequemen Sesseln und tun  -  nichts. Und heulen, man benötige höhere Fernsehgebühren, das können sie, schließlich kommt das Geld in ihre Pensionsfonds und nicht ins immer billiger werdende Programm.
Eine weitere Parallele zum Bunker ist oftmals nach meinen eigenen Erfahrungen das möglichst tiefe Wegtauchen und Nicht-Erreichbar-Sein, wenn man sie mal sprechen will, wir sind ja auch nur diejenigen, die mit unseren Gebühren ihren Luxus finanzieren (wir und die Werbeeinnahmen).

Es gibt einen Grund, jedenfalls bei den älteren Zuschauern, warum sie sich das überhaupt gefallen lassen, warum Otto und Ottilie Normalverbraucher das immer billiger und blöder werdende Pro- gramm über sich ergehen lassen. Sie sind nichts anderes gewohnt und nicht bereit, sich noch auf völlig neue Sehgewohnheiten, z.B. das Gucken alter Spielfilme auf Youtube (dort herrschen freilich auch miese Bildqualität und Störungen durch Werbung) oder ganz grundsätzlich auf Internettechnik einzulassen, wodurch ihnen das Angebot der Mediatheken gleichfalls verwehrt bleibt, sie wollen einfach nur gutes lineares Fernsehen wie in den 60er und 70er Jahren, sie zahlen ja auch dafür. Aber tempora mutantur, die Gebühren wurden seitdem immer höher und höher und zugleich die Qualität immer tiefer und tiefer.

Ende der 60er bis Mitte der 70er ungefähr gab es den zynisch-fatalistischen Spruch in Deutschland, man hätte zwar das schlechteste Kino, aber dafür das beste Fernsehen der Welt. Beides war übertrieben (die Kinorechte für die Schulmädchenreports und andere Streifen wurden in alle Welt verkauft, die Filme sind noch heute ansehbar), aber in der Tendenz nicht unberechtigt, vor allem in der Berichterstattung, mit dem weltweiten Netz fester Korrespondenten der ARD konnte weltweit nur die BBC konkurrieren, jedenfalls was nichtkommerzielle Sender betraf, aber vermutlich auch inklusive der Amis und überhaupt der Privaten. Tja, die Zeiten ändern sich, heute sind der deutsche Film UND das deutsche Fernsehen, im RTL-Jargon, "unter aller Sau".

Was beweist, dass wir tatsächlich immer noch immer ein beneidenswert steinreiches Land sind, eine solche Schrottproduktion Marke Degeto & Co für Leinwand und Mattscheibe muss man sich leisten können. Schade nur, dass der Reichtum nicht zuletzt in den Taschen der TV-Bonzen bei WDR, BR, ZDF etc. verschwindet, in deren Gehältern und Pensionsansprüchen.

Mit dem Jammern der Spielfilmschaffenden - oder was die Schaffenden dafür halten - sollte man uns ebenfalls tunlichst verschonen. Seit Jahrzehnten schon sind kein einziger deutscher Produzent und kein Verleiher zu finanziellen Wagnissen mehr bereit, jeder Spielfilm ist durch Fernseh- und Staats-gelder, Coproduktionen mit dem Ausland, Vorverkäufe der Rechte, Product Placement etc. bereits im Vorfeld zu hundert Prozent abgesichert. Nur eine gewisse Independentszene kämpft wacker und erbringt das Opfer der Selbstausbeutung, wird aber kaum zur Kenntnis genommen. Wenn die eta-blierte Filmwirtschaft nun aufgrund der Pandemie noch mehr Subventionen als bisher fordert, so ist das schlicht eine Unverschämtheit, Beamter bleibt Beamter.



Oscar der freundliche Cineast
















Warum heißen eigentlich beim Fernsehen und Radio die leitenden "Journalisten" Redakteure? Damit man glaubt, sie könnten schreiben, wenn sie wirklich einmal müssten.




Mittwoch, 10. Juni 2020

Comment Cuts



Die Deutschen kommen von allen Seiten, sogar durch den Schornstein wie der Weihnachtsmann.
     (Sieg in Frankreich, "Dokumentarfilm", 1964)

Wieso duscht die denn schon am Nachmittag? Macht sie das für die Versicherung?
     (Liebe zwischen Tür und Angel - Vertreterinnenreport, 1973)

Ich glaube, ich versteh´ nichts mehr von Frauen. Ich bin seit 28 Jahren verheiratet.
     (Menschen im Hotel, 1932)

So, sie wird jetzt schlafen nach der Spritze. Aber vor allem braucht sie noch Ruhe.
     (Menschen im Hotel, 1959)

Wenn zwei Frauen im Obersten Gerichtshof sitzen, dann sollte doch wenigstens eine auf Sammy Platz nehmen.
     (Voll das Leben, 1994)








DVD und DB: Pidax goes Perfidax


Bei diesem Text bin ich eigentlich etwas befangen, da es aber die absolute Objektivität bekanntlich ohnehin nicht gibt, haue ich hiermit doch mal wieder in die Tasten. Bevor ich Teile des für August vor- gesehenen neuen Pidax-Programms bespreche, muss ich kundtun, dass ich vor zwei Monaten eine Fernsehserie bei Pidax via Amazon bestellte, die bis heute nicht eingetroffen ist. Daher ließ ich vor einer Weile die bei Amazon vorgeschriebene Vorkasse natürlich zurückbuchen, ich bezahle nur erhaltene Ware. Pidax sieht dies jedoch nicht ein und hat ihre Forderung nun an einen Schulden- eintreiber abgetreten, doch dieser wird nicht viel Erfolg haben. Pidax und Co stehen auf dem Standpunkt, dass Lieferungen auch dann bezahlt werden müsen, wenn sie gar nicht beim Besteller eintreffen, und haben dann noch die Unverschämtheit eines Hinweises, man möge doch bei der Post bzw. der zuständigen Lieferfirma nachfragen, als ob dies nicht deren Aufgabe wäre. Wenn die Sendung bei der Post verloren ging, haben wir eben Pech gehabt, Pidax finanziell und der Besteller wegen unbegründeter Vorfreude. Vorkasse ist eben grundsätzlich immer schlecht, der Satz "Erst das Geld, dann die Ware" galt früher in der guten alten Zeit genau um- gekehrt. Und wer garantiert mir, dass Pidax überhaupt abgeschickt hat? Auch die besten Firmen können mal irren.

Aber nun genug und zu neuen Ufern, es soll um die Neuheiten dieses lahmen Labels, die für den Monat August angekündigt sind, gehen. Der mit Abstand sehenswerteste und schönste Film soll am 7. August erscheinen, Die kleinste Schau der Welt (The Smallest Show On Earth), gedreht in England 1957. Der Titel ist etwas irreführend, ich jedenfalls dachte zunächst, es gehe um einen Flohzirkus und nicht um ein junges Ehepaar, das ein altes, seit Jahren stillgelegtes Kino erbt. So furchtbar klein ist es dabei aus heutiger Sicht gar nicht, für damals vielleicht, das mag sein; heute gibt es Kinos, die noch kleiner sind.

Unmittelbar neben dem Gebäude des geerbten Kinos ragt eine Eisenbahnbrücke über die Straße, diese Brücke wurde wohl erst nach der Schließung gebaut. Das ehemalige Personal (darunter Peter Sellers und Margaret Rutherford) geistert noch immer im Hause herum. Nach erfolglosen Versuchen, das Kino an jenes andere große Filmtheater, das noch spielt, zu verkaufen, entschließen sich die beiden trotz des Lärms durch die gelegentlichen Eisenbahnen zur Wiedereröffnung, doch da harren schon neue Probleme....
Mehr sei noch nicht verraten. Der Film ist eine einzige Liebeserklärung als das Kinowesen, mit viel Charme, Witz und Einfühlungsvermögen inszeniert. Vielleicht sollte man aber doch lieber so wie vor einiger Zeit ich die aus England bestellbare Blu-ray anschaffen. Sie hat zwar keine deutsche Tonspur, aber ein gestochen scharfes Bild (auch nicht selbstverständlich bei alten Filmen auf BD), denn die Pidax-Versionen alter Filme sind oftmals nur ein großes Pixelgewitter; dann wäre der gegenwärtige Preis von 18,31 € für eine Vorbestellung bei Amazon plus Versandkosten auch nicht gerade besonders günstig, zumal es eine CD und keine BD sein wird. Die deutsche Fassung und die Originalfassung sind enthalten.

Alles übrige ist nur bedingt der Rede wert, mittelprächtige CCC-Produktionen wie Abschied von den Wolken (1959) mit O.W. Fischer, der als Flugkapitän wieder mal nur seine selbstverliebten Allü- renmätzchen pflegt, dabei mehr wie ein O.W. Fischer-Parodist agiert, und immerhin Sonja Ziemann als Stewardess, aber alles wie so oft bei Atze-Produkten auf kaputtgespartem B-Film-Niveau, zudem war Gottfried Reinhardt für einen solchen Abenteuerstoff  der falsche Regisseur. Bei Anastasie, die letzte Zarentochter hätte man sich ebenfalls etwas mehr Aufwand gewünscht, außer den Gagen für die Schauspieler kann das Machwerk nicht viel gekostet haben. Am besten guckt man gleich die Hollywoodversion mit Ingrid Bergmann.

Auch Bittere Ernte ist trotz des anspruchsvollen Themas und trotz Armin Müller-Stahl und Frau Trissenaar ein schwer überschätzter Streifen. Von der alten Fernsehserie Macky Pancake kenne ich nur Ausschnitte, sie dürfte vor allem wegen der Nachkriegsnostalgie und Protagonist Wolfgang Neuss noch einigermaßen sehenswert sein, je oller je doller eben.
Gänzlich vergessen kann man nämlich Liebe und Tod auf Java, eine Mini-Serie bzw. ein TV-Movie in mehreren Teilen, wie es euch gefällt, aus dem Jahre 2013, also diesmal nicht ganz so alt. Wer überteuerten Edelkitsch mag, kommt hier womöglich halbwegs auf seine Kosten, aber sicher nur halbwegs, denn Muriel Baumeister spielt die junge Frau, in die der Held sich verliebt. Frau Bau- meister mag eine akzeptable Schauspielerin sein, aber nicht in dieser Rolle, ganz uncharmant gesagt: Sie ist zu unattraktiv, war es auch vor sieben Jahren schon.

Pidax hat noch weitere Titel für August angekündigt, über die ich jedoch kein Urteil fällen kann. Womöglich sind diese ja etwas empfehlenswerter. Für den 26. Juni, also in zwei Wochen, hat Pidax übrigens verdienstvollerweise die 1952 entstandene Verfilmung des Bühnenstücks The Importance of Being Earnest von Oscar Wilde angekündigt, unter dem deutschen Kinotitel Ernst sein ist alles, ebenfalls mit Margaret "Miss Marple" Rutherford und Michael Redgrave. Sie gilt noch immer als eine der besten, wenn nicht die beste Verfilmung des Stoffes überhaupt.
Eine in den 60er Jahren für die renommierte britische Fernsehereihe Armchair Theatre gedrehte Version gelang zwar auch vorzüglich und geriet mit seinen ausführlichen Außenaufnahmen eher noch "filmischer" als der Kinofilm, nur wurde sie leider so schlecht gelagert, dass die Bildqualität immens litt und nunmehr die Freude am Zuschauen ganz wesentlich trübt. In der DVD-Edition von Armchair Theatre ist der Fernsehfilm zwar enthalten, doch nur Theater- und Fernsehwissenschaftler, Fans des mitwirkenden Patrick Macnee und Wilde-Buffs haben heute noch etwas davon. (fb)