Mittwoch, 23. Januar 2019

Realismusdebatte: Autos sind keine Bomben auf vier Rädern!





Es war Mitte der 90er Jahre, als ich in in der Zeitung ein Bild dieser Szene aus dem Film Fair Game sah und damit zum etwa hundertfünfundsiebzigsten Mal die Explosion eines Autos kurz nach einem Unfall, und ich dachte mir: Muss das wirklich unbedingt sein? Bleiben die Kleinbürger im Publikum unbefriedigt, wenn nach einem Autocrash NICHT mindestens ein Wagen explodiert und dekorativ in Flammen aufgeht? Wie alle Autofahrer wissen oder jedenfalls wisen sollten, lautet dabei die Antwort ganz klar: NEIN.

Es ist und bleibt der größte Blödsinn aller Zeiten. Den Film sah ich mir trotzdem an, weil das damals angesagte Model Cindy Crawford mal wieder beweisen wollte, dass sie auch Schauspielerin ist, den Beweis in punkto Wandlungsfähigkeit aber wie üblich schuldig blieb.Zurück zur Sache: Mit viel, mit sehr viel Pech kann es dazu kommen, dass bei einem Auto, dass in der Wirklichkeit z.B. einen Abhang hinuntergestürzt ist, das Benzin zu brennen beginnt.
Die Wahrscheinlichkeit einer Explosion aber ist verschwindend gering, da muss schon die Auto- batterie Funken sprühen oder etwas anderes los sein. Jene Moral- und Sittenwächter, die im vorigen Jahrhundert davor warnten, Kino würde verdummen, hatten in gewisser Weise nicht ganz unrecht; jedes Massenmedium verdummt freilich den Rezipienten, wenn dieser nicht die Cleverness zur kritischen Hinterfragung aufbringt.
Wer sich für die Details informiert: die Mythbusters haben in einer Folge ihrer gleichnamigen Serie genauer untersucht, was mit den Autos bei bzw. kurz nach einem Crash wirklich passiert.

Ein ähnliches Phänomen, ein weiteres Beispiel dafür, wie die Medien unsere Auffassung von Wirklichkeit stylen, um sie besser vermarkten zu können, ist auf der akustischen Ebene bei Actionszenen der Kinnhaken bzw. allgemein der harte Faustschlag ins Gesicht. In derlei Kampfhandlungen war ich selbst als braver Bürgerssohn zwar noch nicht verwickelt, ich war aber mal Zuschauer. Den meisten Filmfans dürfte es eh klar sein, zur Sicherheit hier nochmals ins Stammbuch: der Schlag ins Gesicht ist natürlich viel leiser und klingt auch ganz anders, als es uns die Spielfilme seit Beginn der Tonfilmzeit weismachen wollen, in Synchros ebenso wie in O-Fassungen. Viel Spaß beim nächsten Actionfilm. (fb)




Ein Ruf wie Donnerhall  -  nach Hollywood zur Oscarnacht 

Der neue Film des Regisseurs mit dem markigen langen Namen Florian Henckel von Donnersmarck, Werk ohne Autor ist von der Academy in die Auswahl um den diesjährigen Oscar aufgenommen worden, und zwar gleich in zwei Kategorien, als "bester fremdsprachiger Film" und in der Sparte "Kamera". Unser deutscher Herr von und zu ist eben nicht, wie fast alle anderen Regisseure in diesem unserem Land, permanenter Schrottproduzent, nie war das deutsche Kino so derart ka- tastrophal schlecht wie in den letzten zwanzig Jahren. Auch Donnersmarck wird keinen Oscar ge- winnen, darauf wette ich, vor allem weil er ja schon einen hat, es sei denn die Konkurrenz ist so unter aller Kanone, dass sie keine ernsthafte bedeutet. Am 24. Februar sind wir schlauer. (fb)




Mittwoch, 2. Januar 2019

Louis Reloaded



DVD-Tipp


  Am 25. Januar kommt, wenn es keine Verzögerung gibt, ein alter Film mit Louis de Funes auf den Markt. Er ist von 1954, hieß in unseren Kinos Papa, Mama, meine Frau und ich, eine wörtliche Übersetzung des Originaltitels, und wurde nun zwecks besserer Vermarktung umgetauft in Louis der Schnatterkopf. Die DVD bietet die englische und die französische Synchro, die französische Originalfassung fehlt, was bei einem Preis von über 20 € etwas enttäuscht.

  Wie die Fans wissen, war der Künstler damals noch lange kein Star, tritt also nur in einer Nebenrolle auf, wird aber natürlich auf dem Cover herausgestellt, siehe links. Kennt man ja von vielen Heinz-Erhardt-Filmen, aber längst nicht nur. Ich hatte meinen diesbezüglichen Kulturschock als Kind im Kino bei Herzogs Fitz- carraldo, wo auf den Plakaten Claudia Cardinales Name gleich groß neben dem Kinskis gedruckt stand, ins- gesamt, ist sie aber im Film nicht viel länger als fünf Minuten am Anfang zu sehen, und dann ganz am Schluß nochmals ein paar Sekunden, als sie dem im Triumph heimkehrenden Helden zuwinkt. So ein Betrug, dachte ich damals, zumal ein langweiliger Eierkopf-Film als großer Abenteuer vermarktet wurde.Den Vogel hat man allerdings in Südamerika in den 60er Jahren abge- schossen, als dort Die größte Geschichte aller Zeiten über das Leben Jesu anlief, gepriesen als "der neueste John-Wayne-Film". Im Film hat Wayne nur einen Satz, er ist der Soldat, der auf Golgatha die Worte "Wahrlich, dieser Mann war Gottes Sohn" spricht. (fb)






ab 17. Januar im Kino: Maria Stuart und Elisabeth I.



Regisseurin Josie Rourke mit Margot Robbie (Mitte) als Elisabeth






Es heissst immer, wie lebten nicht mehr im Zeitalter der Nationalstaaten. Die Engländer aber drehen lieber zum x-ten Mal einen Film über Maria Stuart als beispielsweise über unsere Luise von Preußen, die auf der Insel wohl eh niemand kennt. Dabei war auch Luise schon zweimal ein dankbarer Film- stoff, freilich in deutschen Filmen. Maria bzw. Mary  wird nun von einer gewissen Saoirse Ronan verkörpert, Elisabeth von der zuletzt in I, Tonya brillierenden Australierin Margot Robbie. Regisseurin Josie Rourke leitet in Londoin ein Theater, die Glückliche.

Maria Stuart, Königin von Schottland lautet der Titel des neuen Werks. Im wahren Leben sind die beiden machtbewußten Frauen einander nie begegnet, aber das sah schon Schiller in seinem Bühnendrama nicht so eng. Deutscher Kinostart ist am 17. Januar, unsere Kritik schon Mitte nächster Woche im neuen Heft. (ama)