Mittwoch, 14. Dezember 2016

Blogspot blockiert uns!





von Frank Blum


                                                                     Im Ganzen, haltet Euch an Worte. / Dann geht Ihr 
                                                                                           durch die sichre Pforte / zum Tempel der Gewßheit ein.
                                                                                                       (Goethe, Faust I)


Vor einiger Zeit überlegte ich, die leicht mißvertständlichen, möglicherweise als politisch unkorrekt wirkenden Zwischentöne oder auch die unmittelbaren Statements meiner Zeitschrift Film Mäg in ihrer Schärfe etwas zurückzufahren, obwohl dies letztlich ein Kapitulieren vor den Feinden der Presse- freiheit bedeuten würde, aber vielleicht mehr Leser gewinnen könnte. Gesagt, getan  -  und was passierte? Blogspot verhindert seit zwei Wochen die Administration. Entweder ein technischer Defekt oder, wahrscheinlicher, einfach ZENSUR, da sie sich nur die älteren, schärferen Texte merkten.

Und was lernen wir daraus? Zunächst mal lernen wir Journalisten daraus, dass es keineswegs automatisch belohnt wird, via vorauseilendem Gehorsam freiwillig den Schwanz einzuziehen, man kann trotzdem zensiert werden, wann immer es Herrn Zuckerberg und Kollegen gefällt. Wobei Zuckerberg offenbar nicht merkt, dass er damit nicht nur wohlmeinenden Kritikern wie mir, sondern auch den wirklichen Antisemiten zusätzliche Munition liefert. Ich habe selber einen jüdisch klingenden Namen und weiss seit meiner Zeit in Österreich, was das bedeuten kann an antise- mitischen Ausfällen gegen Namensträger wie mich, obwohl ich als großgewachsener Blonder mit blauen Augen eher wie Siegfried aussehe, da war ich dann in Wien eben der "Ausnahmejude", der die Regel bestätigte (genau wie die blonde Jüdin in der deutschen Mannschaft während der Oympiade 1936). Ich kann nur sagen, dass ich weder das Existenzrecht Israels jemals grundsätzlich infrage gestellt (die Frage der Staatsgrenzen ist eine andere) noch sonst etwas geschrieben habe, was die Sperre der Webseite rechtfertigen würde. Lediglich die Stilisierung von Juden, Frauen, Schwulen und Lesben, Ausländern und Flüchtlingen als die besseren Menschen habe ich indertat wiederholt scharf und entschieden attakiert, weil es durchaus meine Haltung als Staatsbürger und meine journalistische Pflicht gewesen ist.


Und da heisst es noch "Wer schreibt, der bleibt". Tja, liebe Leser, stimmt ja auch, und zwar wie schon seit Jahrhundertne, wenn man auf gutem altem Papier schreibt. Ärger machen lediglich bisweilen Säure,  Bücherverbrennungen oder freilich ebenfalls Zensur. Das einfache Blockieren oder Löschen einer ganzen Zeitschrift auf Knopfdruck aber ist das Allerzynischste von allem   -  von einer Sekunde zur Nächsten wird die ganze Arbeit von Jahren zunichte gemacht. An den Inhalt von Büchern und Zeitschriften indes kommen die Netz-Zensoren nicht heran. Und last not least sind diese auch noch konkrete haptische gegenstände, die man nicht nur auf dem Schirm sehen, sondern anfassen und ins Regal stellen kann, und für die man keine Hardware braucht, sondern höchstens eine Brille, ein Lesezeichen zum Einlegen oder nen Kuli, um was Wichtiges anzustreichen.

Zugegeben, manchmal war es etwas deftig beim Film Mäg. Der Autor mit dem Pseudonym ama schrieb vor sechs Jahren über die (pseudo-)feministische Frauengruppe LaDOC hier in Kölle und darüber, dass die Teilnahme an ihren Meetings für Männer verboten ist; er fragte sich, was die da wohl unter sich so treiben und stellte die Hypothese auf, die LaDOC-Mädels würden sich vielleicht gegenseitig mit Klistier-Spritzen verwöhnen. Auf die Idee muss man erstmal kommen, das war so frech, dass es fast schon wieder gut war, nur leider nicht für fünf Cent erotisch, denn wer die LaDOCerinnen kennt und weiss, wie sie aussehen, verspürt absolut keine Lust zum Andocken, selbst wenn man aus Hintern spritzendes Klistierwasser eigentlich geil findet. Wie alle wahren Feministinnen geben sie sich betont männlich-hässlich im Sinne von unattraktiv, um keinesfalls als Objekte männlicher Begierde dienen zu können. Wenn die La DOC-Emanzen auch sonst nicht viel erreicht haben, DAS ist ihnen schon immer vollauf gelungen. Und die Sanktion folgte prompt, wegen dieses Textes und einem mir nicht bekannten kritischen über Agnes Varda dürfen wir seitdem  -  seit nunmehr sechs Jahren  -  ein bestimmtes Kölner Kino nicht mehr mieten, man lässt uns nicht mehr rein. Dabei fand ich Agnes Varda schon immer toll. So viel zur angeblichen Kölner Offenheit und Toleranz. "ama" ist übrigens Ausländer.

Nun bin ich gespannt, ob und wann auch diese Seite womöglich noch gesperrt oder gleich ganz gelöscht wird. Schützen kann man sich dagegen nur mit einem bezahlten Internetauftritt, aber das ist finanziell nicht drin, allein schon die Installation der Kinotrechnik in der Feuerwache war so teuer, dass nun bis Februar kein Geld mehr da ist.  -  das Film Mäg wird notgedrungen in Kürze eine neue Webseite erhalten, bei welcher Firma, das steht noch nicht fest, jedenfalls nicht mehr bei der Firma Blogspot, logisch. Bis dahin haltet euch an Hefte, küntif werden wir wieder mehr drucken, auf richtigem Papier, nur bei der Seitenzahl und Auflage müssen wir wohl etwas sparen, aber immerhin, Hefte kann man nicht wegklicken. Und mit der Zeit steigt der Sammlerwert. Unser Heft 1 von 2008 kostete damals 6 Euro, heute antiquarisch mindestens 20 Euro. Sowas gibt es bei Bits und Bytes eben nicht.







Mittwoch, 7. Dezember 2016

Filme am Freitag, 9. Dezember





Adventsprogramm


zum 100. Geburtstag von Regisseur Roy Ward Baker:





19 Uhr Mit Schirm, Charme und Melone Double Feature 

Weihnachten - Ein Alptraum (1965), Regie Baker und eine Folge aus der ersten Farbstaffel (1967)

21 Uhr Einer kam durch (1957), Regie Baker, mit Hardy Krüger



Alle drei Programmbeiträge in der deutschen Fassung, Eintritt frei


Der angekündigte Glühwein klappt eventuell leider nicht, andererseits ist es auch eh schön warm, es gibt auf jeden Fall was zu Trinken und Süßes zu Knabbern.

Achtung: Wir sind nicht im offiziellen Kinosaal der Feuerwache, sondern im Clubraum des Hauses Branddirektion! Dort gibt es ebenfalls eine fest installierte Leinwand, die vertikal sogar noch größer ist. Dadurch projezieren wir unser Bild größer als im Kinosaal.