Mittwoch, 10. Juni 2020

Comment Cuts



Die Deutschen kommen von allen Seiten, sogar durch den Schornstein wie der Weihnachtsmann.
     (Sieg in Frankreich, "Dokumentarfilm", 1964)

Wieso duscht die denn schon am Nachmittag? Macht sie das für die Versicherung?
     (Liebe zwischen Tür und Angel - Vertreterinnenreport, 1973)

Ich glaube, ich versteh´ nichts mehr von Frauen. Ich bin seit 28 Jahren verheiratet.
     (Menschen im Hotel, 1932)

So, sie wird jetzt schlafen nach der Spritze. Aber vor allem braucht sie noch Ruhe.
     (Menschen im Hotel, 1959)

Wenn zwei Frauen im Obersten Gerichtshof sitzen, dann sollte doch wenigstens eine auf Sammy Platz nehmen.
     (Voll das Leben, 1994)








DVD und DB: Pidax goes Perfidax


Bei diesem Text bin ich eigentlich etwas befangen, da es aber die absolute Objektivität bekanntlich ohnehin nicht gibt, haue ich hiermit doch mal wieder in die Tasten. Bevor ich Teile des für August vor- gesehenen neuen Pidax-Programms bespreche, muss ich kundtun, dass ich vor zwei Monaten eine Fernsehserie bei Pidax via Amazon bestellte, die bis heute nicht eingetroffen ist. Daher ließ ich vor einer Weile die bei Amazon vorgeschriebene Vorkasse natürlich zurückbuchen, ich bezahle nur erhaltene Ware. Pidax sieht dies jedoch nicht ein und hat ihre Forderung nun an einen Schulden- eintreiber abgetreten, doch dieser wird nicht viel Erfolg haben. Pidax und Co stehen auf dem Standpunkt, dass Lieferungen auch dann bezahlt werden müsen, wenn sie gar nicht beim Besteller eintreffen, und haben dann noch die Unverschämtheit eines Hinweises, man möge doch bei der Post bzw. der zuständigen Lieferfirma nachfragen, als ob dies nicht deren Aufgabe wäre. Wenn die Sendung bei der Post verloren ging, haben wir eben Pech gehabt, Pidax finanziell und der Besteller wegen unbegründeter Vorfreude. Vorkasse ist eben grundsätzlich immer schlecht, der Satz "Erst das Geld, dann die Ware" galt früher in der guten alten Zeit genau um- gekehrt. Und wer garantiert mir, dass Pidax überhaupt abgeschickt hat? Auch die besten Firmen können mal irren.

Aber nun genug und zu neuen Ufern, es soll um die Neuheiten dieses lahmen Labels, die für den Monat August angekündigt sind, gehen. Der mit Abstand sehenswerteste und schönste Film soll am 7. August erscheinen, Die kleinste Schau der Welt (The Smallest Show On Earth), gedreht in England 1957. Der Titel ist etwas irreführend, ich jedenfalls dachte zunächst, es gehe um einen Flohzirkus und nicht um ein junges Ehepaar, das ein altes, seit Jahren stillgelegtes Kino erbt. So furchtbar klein ist es dabei aus heutiger Sicht gar nicht, für damals vielleicht, das mag sein; heute gibt es Kinos, die noch kleiner sind.

Unmittelbar neben dem Gebäude des geerbten Kinos ragt eine Eisenbahnbrücke über die Straße, diese Brücke wurde wohl erst nach der Schließung gebaut. Das ehemalige Personal (darunter Peter Sellers und Margaret Rutherford) geistert noch immer im Hause herum. Nach erfolglosen Versuchen, das Kino an jenes andere große Filmtheater, das noch spielt, zu verkaufen, entschließen sich die beiden trotz des Lärms durch die gelegentlichen Eisenbahnen zur Wiedereröffnung, doch da harren schon neue Probleme....
Mehr sei noch nicht verraten. Der Film ist eine einzige Liebeserklärung als das Kinowesen, mit viel Charme, Witz und Einfühlungsvermögen inszeniert. Vielleicht sollte man aber doch lieber so wie vor einiger Zeit ich die aus England bestellbare Blu-ray anschaffen. Sie hat zwar keine deutsche Tonspur, aber ein gestochen scharfes Bild (auch nicht selbstverständlich bei alten Filmen auf BD), denn die Pidax-Versionen alter Filme sind oftmals nur ein großes Pixelgewitter; dann wäre der gegenwärtige Preis von 18,31 € für eine Vorbestellung bei Amazon plus Versandkosten auch nicht gerade besonders günstig, zumal es eine CD und keine BD sein wird. Die deutsche Fassung und die Originalfassung sind enthalten.

Alles übrige ist nur bedingt der Rede wert, mittelprächtige CCC-Produktionen wie Abschied von den Wolken (1959) mit O.W. Fischer, der als Flugkapitän wieder mal nur seine selbstverliebten Allü- renmätzchen pflegt, dabei mehr wie ein O.W. Fischer-Parodist agiert, und immerhin Sonja Ziemann als Stewardess, aber alles wie so oft bei Atze-Produkten auf kaputtgespartem B-Film-Niveau, zudem war Gottfried Reinhardt für einen solchen Abenteuerstoff  der falsche Regisseur. Bei Anastasie, die letzte Zarentochter hätte man sich ebenfalls etwas mehr Aufwand gewünscht, außer den Gagen für die Schauspieler kann das Machwerk nicht viel gekostet haben. Am besten guckt man gleich die Hollywoodversion mit Ingrid Bergmann.

Auch Bittere Ernte ist trotz des anspruchsvollen Themas und trotz Armin Müller-Stahl und Frau Trissenaar ein schwer überschätzter Streifen. Von der alten Fernsehserie Macky Pancake kenne ich nur Ausschnitte, sie dürfte vor allem wegen der Nachkriegsnostalgie und Protagonist Wolfgang Neuss noch einigermaßen sehenswert sein, je oller je doller eben.
Gänzlich vergessen kann man nämlich Liebe und Tod auf Java, eine Mini-Serie bzw. ein TV-Movie in mehreren Teilen, wie es euch gefällt, aus dem Jahre 2013, also diesmal nicht ganz so alt. Wer überteuerten Edelkitsch mag, kommt hier womöglich halbwegs auf seine Kosten, aber sicher nur halbwegs, denn Muriel Baumeister spielt die junge Frau, in die der Held sich verliebt. Frau Bau- meister mag eine akzeptable Schauspielerin sein, aber nicht in dieser Rolle, ganz uncharmant gesagt: Sie ist zu unattraktiv, war es auch vor sieben Jahren schon.

Pidax hat noch weitere Titel für August angekündigt, über die ich jedoch kein Urteil fällen kann. Womöglich sind diese ja etwas empfehlenswerter. Für den 26. Juni, also in zwei Wochen, hat Pidax übrigens verdienstvollerweise die 1952 entstandene Verfilmung des Bühnenstücks The Importance of Being Earnest von Oscar Wilde angekündigt, unter dem deutschen Kinotitel Ernst sein ist alles, ebenfalls mit Margaret "Miss Marple" Rutherford und Michael Redgrave. Sie gilt noch immer als eine der besten, wenn nicht die beste Verfilmung des Stoffes überhaupt.
Eine in den 60er Jahren für die renommierte britische Fernsehereihe Armchair Theatre gedrehte Version gelang zwar auch vorzüglich und geriet mit seinen ausführlichen Außenaufnahmen eher noch "filmischer" als der Kinofilm, nur wurde sie leider so schlecht gelagert, dass die Bildqualität immens litt und nunmehr die Freude am Zuschauen ganz wesentlich trübt. In der DVD-Edition von Armchair Theatre ist der Fernsehfilm zwar enthalten, doch nur Theater- und Fernsehwissenschaftler, Fans des mitwirkenden Patrick Macnee und Wilde-Buffs haben heute noch etwas davon. (fb)





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