Mittwoch, 4. Juli 2018

Demnächst im Kino: Nico, 1988






Anfang der 70er meinte Curd Jürgens in dem ihm gewidmeten Fernsehfeature Ansichten eines Stars, es sei doch "eine Schande", dass wir Deutsche auf Visconti warten mussten, bis eine Verfilmung von Thomas Manns Tod in Venedig in die Kinos kam, was freilich nicht gegen Visconti gerichtet war, sondern gegen die Unfähigkeit der Deutschen zu dergleichen. Viel hat sich seitdem nicht daran ge-ändert, dass deutsche Kultur und deutsche Künstler im Ausland engagierter rezipiert werden als im eigenen. Und so gab es bislang außer der Doku Nico Icon auch noch nicht viel über jene Frau, die sich einfach Nico nannte.

Nico war weit mehr als nur ein ehemaliges Model (einer ihrer ersten Fotogtrafen in Paris, wo sie eine Weile lebte, gab ihr diesen nom du guerre) und dann Sängerin bei Andy Warhols Velvet Under-ground. Bob Dylan schrieb für sie den Song "I´ll Keep It With Mine", Leonard Cohen "Take This Lon- ging", Iggi Pop "We Will Fall" und Jackson Browne "These Days", um nur vier Beispiele zu nennen. Jim Morrison, wohl die große Liebe ihres Lebens, riet Nico, auch selbst Songs zu schreiben. Sie drehte einige Filme, Fellini wollte ihr eine größere Rolle geben, nachdem er sie bei Das süße Leben, wo sie nur eine kurze Szene hatte, kennenlernte. Es kam anders, und kontinuierliche Arbeit als Schauspielerin ergab sich im Laufe der Jahre nicht.

Aber diese Stimme! Eine der schönsten Beschreibungen stammt vom Journalisten und Buchautor Chris Strodder, "her monotonous, flat voice sounded like a sonorous foghorn echoing under cold, black water."

Als sie starb, widmete ihr die Auslandspresse lange Nachrufe, die hiesige so gut wie keine. In Köln gab es später eine Bürgerinitiative, um einen Platz oder eine Straße der Stadt nach Nico zu benennen, dies wurde vom damaligen Oberbürgermeister ausdrücklich abgelehnt.
Nun hat die italienische Regisseurin Susanna Nicchiarelli einen Spielfilm über die letzten zwei Lebensjahre der gebürtigen Kölnerin gedreht, der Titel nennt nur das letzte Jahr, Nico, 1988. Die Dänin Trine Dyrholm spielt die Hauptrolle, laut Welt kann sie "wunderschön und grausam verbraucht" aussehen. Hier ist nun eher Letzteres gefragt, denn Nico war drogenabhängig.

Leider konnte ich den Film aufgrund gewisser unschöner Vorfälle und Querelen in der Kölner Presseszene noch nicht im Vorfeld sehen und kann daher nur jedem Interessierten empfehlen, sich selbst ein Urteil zu bilden. Kinostart in Deutschland ist am 18. Juli. (fb)


Andy Warhol, Nico




Zensur im Internet




Am kommenden Freitag debattiert das Europäische Parlament neue Gesetze zum Schutz von Urheber- und sonstigen Rechten im Internet. Dies könnte zum wiederholten Male Zensur bedeuten und auch die publizistische Freiheit des Projekts, das sie gerade lesen und das seit elf Jahren existiert, gefährden. So legitim die Absicht grundsätzlich auch sein mag, es wird den vorliegenden Quellen zufolge das notwendige grundsätzliche Differenzieren von kommerzieller und nichtkom-merzieller Nutzung weiter erschweren.

Dass wir alle überwacht werden und imgrunde  längst im Vierten Reich sind, ist nichts Neues. Ein wenig Milderung bietet offenbar die auch von mir privat genutzte holländische Suchmaschine Startpage.com, gottlob zumindest ein Europäer. Dies soll aber keine unbezahlte Werbung sein, denn Startpage hat mindestens zwei Nachteile: bei Eingabe von Suchbegriffen sind die auf dem Bildschirm erscheinenden Ergebnisse längst nicht so umfangreich wie bei Google, was besonders bei Bildern auffällt, und die angeblich sichere Mailadresse ist kostenpflichtig, was sich mancher nicht leisten kann, schade. Bei der Recherche bin ich nicht selten gezwungen, mit der Faust in der Tasche und zähneknirschend zu Google zu wechseln, wo alles was man tut automatisch gespeichert wird.

Angesichts der gesetzlichen Entwicklung kann man den im Internet recherchierenden privaten und nichtkommerziellen (!) Nutzern nur raten, so viele Texte und Bilder wie möglich herunterzuladen, ehe eine Zensurlage eintritt wie bei Orwell und Hitler zusammen, es fehlt nicht mehr viel. Und hoffen, dass die sogenannten Abgeordneten übermorgen schon zu sehr in Wochenendstimmung sind, um da noch großen Druck zu machen. (ama)







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