Montag, 14. Mai 2018

Filmkritik - ab Donnerstag im Kino





Der mit Abstand sehenswerteste, an dieser Stelle schon im April hochgelobte Film unter den am Donnerstag anlaufenden ist Nach einer wahren Geschichte, der hoffentlich nicht letzte neue Film von Altmeister Roman Polanski. Die Geschichte zweier Frauen, wobei die eine (Eva Green) sich der andere (Emmanuelle Seigner) charmant-freundlich aufdrängt und diese schließlich zu domionieren trachtet, wird mit einer subtilen Meisterschaft gestaltet, die wieder mal den Unterschied zum Niveau der meisten jüngeren Regisseure offenbart. Alles Nähere im neuen Heft.  -  Den Rest kann man getrost vergessen, vor allemwie üblich die beiden deutschen bzw. deutsch-französischen Machwerke.

Maria by Callas hingegen ist nur für die Callas-Aficionados Pflicht, und die Behauptung der Werbung, es sei ein absolut neuer Weg, dass sämtlicher Text von der beschriebenen Person selbst stammt, ist natürlich Unsinn. Dergleichen gab es in Deutschland schon spätestens Anfang der 70er, alswo vor fast einem halben jahrhundert, aber das weiß Regisseur Tom Volf natürlich nicht, weil die deutsche Apres-Goebbels-Mediengeschichte im Ausland nicht zur Kenntnis genommen wird.




Gesichter, die uns auffielen: Heidrun Hankammer




Der kürzlich verstorbene  Produzent und deutschstämmige Schweizer Erwin C. Dietrich war der einzige,der Heidrun Hankammer eine größere Rolle gab, in einen Film, der besser ist als sein Ruf, Die Nichten der Frau Oberst, frei nach Maupassant in die Gegenwart von 1968 verlegt, und im Fortsetzungsfilm. Sieht man sich den ersten Teil heute an, so fallen mehrere Dinge auf: dass er offenbar so gut wie nichts kostete (zudem erhielt Dietrich auch noch steuerliche Vorteile, indem der Schweizer seine Nichten offiziell als deutsche Produktion bezeichnen durfte) und dass sich die Erotik für heutige Maßstäbe in engen Grenzen hält, das Opus wirkt fast wie ein ZDF-Fernsehspiel der späten 70er oder der 80er Jahre. Hankammer überzeugt in ihrer Rolle (vorsichtshalber noch als Heidrun van Hoven) nicht nur mit langem blonden Haar und schönen Beinen, sondern mit einem angenehm zurückhaltenden und doch nicht langweiligen Schauspiel.
Wäre die damalige deutsche Filmindustrie ambitionierter und nicht so manufakturhaft-lustlos gewesen, man hätte Heidrun Hankammer zum Star aufgebaut, die Nichten waren der geschäftlich erfolgreichste Film der Saison und hätten de jure die Goldene Leinwand erhalten müssen, sie bedeuteten Dietrichs Durchbruch als Produzent. "In meiner Karriere gab es ein Leben vor den Nichten und ein Leben nach den Nichten", urteilte er später. Doch ach, "Persönlichkeit ist ncht nur in der Kunst nicht mehr gefragt", äußerte damals Elisabeth Flickenschildt, wie wahr. Und so wurde die junge Kollegin wie fast alle Nachwuchskräfte mit mehr oder weniger dankbaren Nebenrollen abgespeist, in Der Mann mit dem Glasauge, einer der schwachen späten Edgar-Wallace-Krimis, und in dem deutsch-italienischen Giallo Das Grauen kam aus dem Nebel von Duccio Tessari, aber auch hier hatte sie das Nachsehen, Co-Produzent Artur Brauner gab der von ihm protegierten Eva Renzi die größere Rolle.

Heidrun hätte in Italien bleiben sollen und dort ein Star oder Semi-Star wie Dagmar Lassander und Eva Niehaus werden können, war sie doch genau der Typ nordische Frau, dem die Italiener den roten Teppich ausrollen. Aber nein, niemand riet ihr zu, bei dem Gedanken könnte man heute noch die Krätze kriegen. Sie blieb in Deutschland, wo sie oft noch nicht mal im Vor- oder Abspann genannt wurde (was sie damals vielleicht auch nicht wollte).
So erschien sie in  Atemlos vor Liebe aka Flash-Teens im Blitzlicht und nicht zuletzt als fesches Alien in Stoßtrupp Venus bläst zum Angriff aka Ach jodel mir noch einen aka Space Girls (laut Rechmeier) aka 2069: A Sex Odyssey,. Unter letzterem Titel war das Werk jahrelang ein Hit im US-Kabelfern-sehen in einer leicht geschnittenen, aber englisch synchronisierten Fassung, diese erschien auch zuerst auf DVD. Das waren noch Zeiten, als deutsche Filme fürs Ausland eine Synchro bekamen, gelegentlich gibt es das heute noch, aber nur mit Steuergeld-Fördermitteln.

Heidrun machte den Stoßtrupp zu ihrem Zapfenstreich und beendete ihre Karriere.Wie schade, und doch in gewisser Weise verständlich. Für uns, die wir das damalige Filmschaffen weitgehend lieben, bleibt sie unvergessen. (fb)




Ratschlag für Filmbuchleser




Weniger Gehirnwäsche, bitte! 
Ein literarischer Versuch des Produzenten Nico Hoffmann: Mehr Haltung, bitte!

Es gibt seit langem eine Organisation, die weltweit nach antisemitischen Medien- oder sons-tigen Äußerungen forscht, von relativ harmlosen Auslassunen bis zur Leugnung des Holo-caust, um dann sofort zuzuschlagen, mit Gerichtsverfahren und Strafzahlungen zu drohen. Wie wäre es eigentlich, wenn die Bundesregierung oder eine NGO ein entsprechendes Institut zur Behauptung einer Kollektivschuld der Deutschen einrichtete? Es wäre nicht mehr als recht und billig und fände auch im Ausland weitgehend Zustimmung, ist jedoch in der mentalen Lage hierzulande nicht realisierbar.

Man müsste dann auch das Buch des Film- und Fernsehproduzenten Nico Hoffmann rügen. Nicht nur als Medienschaffender ist der Mann weit überschätzt, seine zahlreichen Preise basieren nicht auf eigener Leistung, die Hoffmann nur bedingt zu erbringen braucht (Näheres im Heft). Er ist auch nicht "der" UFA-Chef, wie jetzt in den anderen Rezensionen zu lesen steht, kann es nicht sein, da "die" UFA seit über 50 Jahren nicht mehr als singuläres Unternehmen und seit ca. 40 Jahren nur noch aus mehreren austauschbaren Labels besteht. Hofmanns Absicht, vor Rechtspopulismus und anderen Mißständen zu warnen, mag an sich löblich sein, doch er macht es sich hier wie allgemein üblich zu einfach. Allein schon der besserwisserische präpotente Titel Mehr Haltung, bitte! ist hier signifikant. Hofmann hat eine Art persönliches Trauma, da nicht nur sein Vater, sondern auch die Frau Mama den NS-Staat toll fand, und reagiert dies nun ab, indem auch er generalisierend vom "Land der Täter" spricht, um nur einen Aspekt zu nennen. Wir raten ab.





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