Sonntag, 2. August 2020

zur Aktualität von Klassikern



Vor 61 Jahren: Remake von "Menschen im Hotel"

Im Roman wie in den Verfilmungen bemühr sich Generaldirektor Preysig (1959 Gert Fröbe) um Investitionen von Geldgebern in sein großes Unternehmen und legt diesen daher bei einer Konferenz im Hotel eine gefälschte Bilanz vor. In der deutschen Verfilmung war es Heinz Rühmann, der als Oberbuchhalter Kringelein den Schwindel bemerkt hat und die Konferenz verhindern will, dann aber doch zu eingeschüchtert ist.

Noch vor ein paar Wochen hatte ich in Vorbereitung einer neuen Ausgabe meines Brauner-Buches geschrieben, dass eine solche Bilanzfälschung heute nicht mehr m,öglich sei, wo doch selbst die Film- und Medienstiftung NRW bei einer bewilligten Förderung an den Filmclub 813 in Höhe von 3.000 Euro die Wirtschaftsprüfungsfirma PriveWaterhouse Coopers beauftragt, vor der Auszahlung alle Unterlagen zu durchzusehen.
So kann man sich irren. Nun sind wir alle schlauer und wissen, dass Wirecard trotz sogenannter Prüfungsfirmen seine Bilanz um 1,9 Milliarden fälschen konnte. Seit Vicki Baums Zeiten hat sich also doch nichts geändert, jedenfalls nicht in diesem unserem Land.


Vor 50 Jahren: das Kinderhörspiel "Der Aufstand des schwarzen Mannes"

Im Jahre 2020 in den USA: Als Reaktion auf die teilweise gewaltsamen Proteste im Rahmen der Black Lifes Matter Bewegung entsendet Präsident Trump Bundestruppen, um an bestimmten Orten Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, wie es seiner Vorstellung entspricht.

Im Jahre 1970, es kann auch 71 ider 72 gewesen sein, in Köln: Eine unter dem Label (wie man heute sagen würde) F & S Toncompany aktive Gruppe von Kindern, die mittels der damals gebräuchlichen und beliebten Kassettenrekorder kleine unabhängige Hörspiele produziert, stellt eine Folge der Serie "Kommissar Hunter und seine delikten (sic) Aufträge" mit dem Titel "Der Aufstand des schwarzen Mannes" her. Es geht um eine Revolte von Farbigen im New Yorker Stadtteil Harlem, bei dem Häuser in Brand gesteckt und auf den Straßen Barrikaden errichtet werden. Der Aufstand wird schließlich von der Polizei blutig niedergeschlagen. Zum Schluß wendet sich der Kommissar direkt an die Hörer, wie in einem Brecht-Stück: "Tja, meine Damen und Herren, und damit ist in Harlem aufgeräumt worden!"

Wir waren sicher keine Propheten, wir bezogen unsere Stoffe unmittelbar aus der Fantasie, ergänzt indes durch Anregungen aus der Medienwelt (Micky Maus, Heintje, Percy Stuart etc.) Ich darf wir sagen, denn das F von F & S war ich, damals unter dem Künstlernamen Frank Flower, das S war der Anfangsbuchstabe vom Nachnamen meines Freundes Joachim. Vorgegeben war jeweils immer nur eine lose Handlungsidee, an der wir uns orientierten, wenn während der Aufnahmen fast immer munter drauf los improvisiert und die Handlung weiterentwickelt wurde. Ausser Joachim und mir spielten noch weitere Freunde und Bekannte mit, er und/oder ich waren die Regisseure.

Damals zur Hoch-Zeit der Kassettenrekorder gab es wohl in ganz Deutschland solche Grüppchen von Kindern und Jugendlichen, die mit Begeisterung Hörspiele wie eine Art akustische Filme oder Theaterstücke kreierten, hatte dieses Medium doch den Vorteil, dass es so gut wie nichts kostete. Ich habe mir damals die Mühe gemacht und mir angehört, was die anderen Kinder in Köln als Hörspiel auf den Tonbändern so zustandebrachten und darf wohl sagen, dass zumindest in der Rheinmetropole niemand mit dem, was wir boten, den technischen Finessen und dem narrativen Einfallsreichtum, konkurrieren konnte.

Im Laufe von 6 Jahren produzierten wir ungefähr 30 Hörspiele, von denen man einige auch heute noch öffentlich vorführen könnte; zwei entstanden für den Unterricht in der Schule, eines sogar für das Fach Englisch in englischer Sprache (teilweise mit kölschem Akzent). Als ich vor einigen Jahren im Filmclub 813 dem dortigen Obermacker Marsch davon erzählte, schlug er vor, man könne doch ein paar der erhaltenen Hörspiele einfach mal im Kinosaal vor Publikum vorspielen. Stattdessen kam es leider bald aus anderen Gründen zu einem Zerwürfnis mit ihm und zu meinem Austritt aus diesem Club. Wer sich näher für die Geschichte der F & S Toncampany interessiert, lese das nächste Heft.

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