Montag, 24. Oktober 2016

Die Würfel sind gefallen! Es werde Licht .....








Akasava-Lichtspiele



Die Kollegen vom Filmclub 813 können aufatmen: Vermutlich ist auch Ihnen die permanente Ver- wechslungsgefahr irgandwann ordentlich auf die Nerven gegangen, wenngleich es nur in den ersten anderthalb Jahren, jedenfalls für uns, besonders schlimm war. Wir mussten halt erstmal eigenes Profil gewinnen.
Wie bereits in früheren Posts schon näher beschrieben, war der Filmclub Akasava seit etwa drei Jahren kein körperschaftlicher Verein mehr, seitdem bestand er aus mir, ehrenamtlichen Helfern und dem Publikum. Ich befand mich in einer ähnlichen Situation wie der "Constantin-Konsul" Barthel in den 70er Jahren, nachdem er die Aktien von Bertelsmann gekauft hatte und damit alleiniger Inhaber der Constantin war, obwohl es sich um eine GmbH handelte. Barthel war also de jure und de facto "alleiniger Gesellschafter", was eine Weile gutgehen kann, aber auf Dauer eben nicht der wahre Jakob ist, und schließlich ging die lebende Konsul-Legende ja dann auch pleite. Beim Akasava-Projekt liegt der Fall anders, es kann gar nicht pleite gehen, da es eine private Initiative und kein kommerzielles Unternehmen ist, sonst wären wir schon -zigmal pleite gegangen.

Nun also, zum fünfjährigen Jubiläum, erfolgt die große Umtaufe. Das Wort Lichtspiele wurde von Film- theatern bis in die 70er Jahre hinein gerne im Namen geführt, und es gibt deren zwei, an denen mein Herz besonders hing. Da waren erstens die Hahnentor-Lichtspiele am Rudolfplatz, die ich als kleiner Junge in den letzten 2-3 Jahren vor der Schließung noch kennen- und lieben lernte, mit einer der da- mals größten Leinwände überhaupt, auf der ich noch Asterix und Kleopatra, die Heintje-Trilogie, eine Wiederaufführung von Winnetou I und vieles mehr genießen konnte, wir wohnten ja ganz in der Nähe auf dem Hohenstaufenring. Als es dann plötzlich aus war, hatte ich meinen ersten großen Kul- turschock. Das Hahenntor war das erste der großen kölner Innenstadtkinos, die nach dem Krieg schon wieder schließen mussten. Es war 1970 oder 71, die anderen wie das benachbarte Theater am Rudolfplatz, der Ufa-Palast und das Capitol hielten sich noch wesentlich länger.

Zweitens die Rheingold-Lichtspiele in Köln-Holweide. Dieses eher kleine Kino betrat ich leider nie, weil man als verwöhnter Kinogänger angesichts der -zig Kinos, die Köln damals noch hatte, immer dachte: Ist ja nicht so dringend, da kannst du demnächst immer noch mal reingehen. Ich wohnte wie gesagt auf dem Hohenstaufenring, das ist meine Heimat, aber meine Familie stammt aus Holweide und einige wollen bis heute nicht weg von dort. So kam ich beim Besuch von Verwandten auto- matisch von der Straßenbahnhaltestelle Vischeringstraße aus immer am Rheingold vorbei. Dort stand ich dann oft minutenlang und betrachtete die Aushangfotos, die auch noch extra von den Betreibern eingerahmt wurden, in den Schaukästen. An das Wiegenlied vom Totschlag kann ich mich erinnern und, wenn ich nicht irre, an einen Jerry Cotton. Und warum schwärmt man für ein Kino, in dem man nie drin war? Wohl aus demselben Grund, weshalb man für Bismarck oder Alexander den Großen schwärmt, ohne ihnen persönlich die Hand gedrückt zu haben. Das Rheingold machte damals in den 70ern nur noch eine Vorstellung täglich, außer sonntags, da gab es zusätzlich eine Matinee, wie es damals üblich war, Altes wie Tarzan in New York mit Weismüller und das damals Neue wie Klassenkeile mit Uschi Glas und all die tollen Sachen. 
Den Beschreibungen zufolge muss das Rheingold auch innen herrlich altmodisch und schon leicht versifft gewesen sein, genau das, was man heute "unplugged" und "authentisch" nennt und so schmerzlich vermisst. Ich könnte mich heute noch schwarz ärgern, die Chance verpasst zu haben, aber man war halt als Cineast in Köln sagenhaft verwöhnt - damals! Und dann ganz plötzlich, eines Tages im Jahr 1977, kam das Entsetzen: Ich ging dran vorbei und die Schotten waren dicht. Wer zu spät kommt .....

"Lichtspiele" ist überdies ein schönes, positiv besetztes Wort, das auch noch den unmittelbaren Vor- gang, um den es geht, konkret beschreibt: Kino, nach meinem Verständnis, hat als conditio sine qua non einen Lichtstrahl, der über dem Publikum hinweg von oben auf eine Leinwand strahlt, und dieses Licht bewegt sich, bietet ein Spiel, eine Inszenierung, denn es geht hier vor allem um Spielfilme (freilich sind auch Dokus bis zu einem gewissen Grad "Inszeniert"), Und es ist last not least - oder besser gesagt zu guter Letzt - tatsächlich ein deutsches Wort, mit Anglizismen sind wir in der Film- und Kinosprache nun weißgott bis zur Genüge vollgemüllt. Daher auch der treudeutsche Bin- destrich, der nur dann entfallen wird, wenn "Akasava" und "Lichtspiele" aus grafischen Gründen mal übereinander stehen werden. Die Form der Buchstaben wird in den Grafiken weiterhin jenen auf den originalen deutschen Aushangfotos von Jess Francos Akasava-Film entsprechen.


Die alte Adresse www.akasavaclub.blogspot.de bleibt vorläufig unverändert!


..... blogspot.com funktioniert auch. Bis zum Jahresende wird es wohl leider nicht mehr viele Vor- stellungen geben, mal sehen, im Augenblick bin ich mit zwei möglichen neuen Spielstätten in Verhandlung. Das Theater im Hostel hat eine tolle zentrale Lage, jedoch den Nachteil einer recht kleinen Leinwand, da waren manche Zuschauer enttäuscht. Eine Weihnachtsvorstellung wird es höchstwahrscheinlich noch geben, da liegt mir viel dran, und wenn das Geld reicht noch ein paar Filme mehr, wieder auf einer schönen großen Leinwand. Näheres dann im Newsletter.


In diesem Sinne  -  auf die nächsten fünf filmischem Jahre! (fb)

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